spiegeln
Sich zu spiegeln und das eigene Antlitz zu betrachten gehört zu den Urpraktiken des Menschen. Vor der Nutzung von Spiegeln aus Glas, spiegelte man sich in glatten Wasseroberflächen und in polierten Metallscheiben. Die in der Frühen Neuzeit vom Glasmacher hergestellten Glasscheiben wurden an den Spiegelmacher verkauft, der sie zunächst zuschnitt, mit Sand abschmirgelte und dann mit Zinnasche und einem Filz polierte. Dann wurde ein dünnes Zinnblech in der Größe des Spiegelglases mit einer Schicht Quecksilber bedeckt und danach die Glasscheibe aufgelegt und so lange hin und her gerüttelt, bis sich das Quecksilber gleichmäßig über das Glas verteilt hatte. Durch den Trocknungsprozess wurden alle drei Schichten fest miteinander verbunden und das fertige Spiegelglas konnte nun mit einem hölzernen Rahmen umfasst werden. Erst diese Art des Spiegels ermöglichte ein relativ klares Spiegelbild, das allerdings noch weit entfernt von der Qualität der modernen Spiegel war. Spiegel galten in der Frühen Neuzeit als Hilfsmittel der Selbsterkenntnis, aber auch als Gefahr für Eitelkeit, als magisches Tor in eine andere Welt und als Orakel. Und wie auch die Sanduhr war auch der Spiegel ein Symbol für die Vergänglichkeit des menschlichen Lebens.